Wie wir uns für den Schutz und die Renaturierung der Wälder Brasiliens einsetzen

Mit der diesjährigen COP30 in Brasilien jährt sich auch das Pariser Abkommen zum zehnten Mal – und wieder einmal sorgt die Konferenz für Kontroversen. Während sich das Gastgeberland darauf vorbereitet, den Abbau fossiler Brennstoffe weiter auszuweiten, wurden für den Bau einer vierspurigen Autobahn zum Austragungsort der COP30 in Belém weite Teile des geschützten Regenwalds abgeholzt und die Stimmen der indigenen Bevölkerung ignoriert.

Und trotzdem ist die COP für die internationale Klimapolitik extrem wichtig. Das zeigt sich insbesondere am Beispiel von Brasilien, denn dort befinden sich einige der weltweit wichtigsten, aber auch am stärksten bedrohten Ökosysteme. Der Amazonas-Regenwald ist mittlerweile zu 18 % zerstört; bei 20 %, so warnt die Wissenschaft, könnte das gesamte Ökosystem zusammenbrechen. Auch der Atlantische Regenwald Brasiliens ist bereits von fast 1,3 Millionen km² auf nur 12 % seiner ursprünglichen Größe geschrumpft.

Doch Wälder verschwinden nicht von alleine – sie werden abgeholzt und gerodet. Oft im Auftrag von Unternehmen, die nur an kurzfristigen Profiten interessiert sind. Im Amazonas sind die Viehhaltung und der Anbau von Sojabohnen als Futtermittel die Haupttreiber dieser Waldrodungen. Währenddessen werden die Gemeinschaften, die diese Wälder seit Generationen sorgfältig bewirtschaften, verdrängt.

Während die Delegierten im Rahmen der COP über politische Maßnahmen debattieren, arbeiten wir mit Gemeinschaften vor Ort zusammen, um den verbleibenden Wald zu erhalten und weitere Flächen wiederherzustellen. Von indigenen Patrouillen im Amazonas-Regenwald bis hin zu regenerativen Abholzungsmethoden, die Wälder erhalten – unsere Projekte zeigen, dass sich Naturschutz und die Sicherung von Lebensgrundlagen nicht ausschließen.

Patrouillieren an den Verteidigungslinien des Amazonas

Indigene Gemeinschaften im Amazonas leben nicht einfach im Wald – sie schützen ihn und riskieren dabei oft ihr eigenes Leben, um die Heimat ihrer Vorfahren vor illegaler Abholzung und industrieller Landwirtschaft zu schützen. Im Xingu River Reserve patrouillieren 16 indigene Gemeinschaften verteilt auf 150 Dörfer ihre Grenzen, um sie vor der illegalen Landgewinnung durch Rodungen und gelegte Brände zu schützen. Außerdem setzten sie sich für den Schutz durch UNESCO ein.

Durch unsere Partnerschaft mit Planet Wild finanzieren wir drei Jahre lang diese Patrouillen, stellen wichtige Brandschutzausrüstung zur Verfügung und unterstützen die Gemeinschaften im Kampf für besseren Rechtsschutz. Und nachdem der Amazonas-Regenwald kurz vor dem Zusammenbruch steht, geht es hier nicht nur um den Schutz von ein paar Bäumen, sondern um die Verhinderung einer Klimakatastrophe, von der wir alle betroffen wären.

Faires Einkommen durch Naturschutz

Der Großteil der Wirtschaft im Amazonas ist auf Waldrodungen angewiesen. Doch was wäre, wenn Gemeinschaften mehr Geld verdienen würden, indem sie die Wälder schützen anstatt sie abzuholzen. 

Seit 2024 sind wir Partner von BioTara. Diese Organisation arbeitet mit indigenen und traditionellen Waldgemeinschaften wie den Quilombolas (Nachkommen geflohener Sklaven mit einer engen Verbindung zum Land) und den Ribeirinhos (Flussgemeinschaften) für eine nachhaltige Gewinnung von bioaktiven Substanzen zusammen, die dann in Kosmetika verwendet werden.

Credit: BioTara

Anstatt die Rohstoffe billig an Zwischenhändler zu verkaufen, stellen die Gemeinden Öle, Butter und Extrakte selbst her, wodurch sich der Wert, der in der Region bleibt, verzehnfacht. Mit diesen Einnahmen werden Bildungs-, Gesundheits- und Entwicklungsprojekte finanziert. BioTara bildet somit eine ethische Brücke zwischen den lokalen Gemeinschaften und großen Kosmetikmarken. 

Einer der Inhaltsstoffe, den diese Gemeinschaften ernten, ist Jambú. Die Blüten und Blätter dieses Baums haben eine natürlich betäubende Wirkung. Die Pflanze wird in der amazonischen Küche, aber zunehmend auch in Kosmetika als natürliche, kurzfristige Alternative zu Botox verwendet und beweist, dass der Wert des Waldes weit über sein Holz hinausgeht.

Die Regeln der Forstwirtschaft neu denken

Unser Partner Radix zeigt, dass die Holzproduktion Wäldern auch helfen kann, anstatt sie nur zu zerstören. Die Organisation möchte auf 2.000 Hektar ehemals degradiertem Weideland im Amazonas ein sukzessives Agroforstsystem entstehen lassen, das sowohl der Nahrungsmittel- als auch der Holzproduktion dient und dabei 50 % der Fläche für den Naturschutz reserviert.

Anstelle von Monokulturen plant Radix, verschiedene Pflanzenarten mit gestaffelten Erntezeiträumen anzupflanzen. Das schnell wachsende Paricá-Holz reift beispielsweise in sieben Jahren heran, während hochwertiges Mahagoni- und Teakholz dafür 20 bis 25 Jahre benötigt. Durch die Kombination dieser Bäume mit Andiroba (zur Herstellung von Ölen), Cumarú (Amazonas-Vanille) und Castanha do Pará (Paranuss) entstehen mehrere Einnahmequellen, während der Wald heranwächst. 

Credit: Radix

Die selektive Ernte sorgt dafür, dass der Wald erhalten bleibt. Jeder gefällte Baum wird ersetzt. Entscheidend ist dabei auch, dass sich die Organisation auf hochwertiges Holz für Gebäude und Möbel konzentriert – und so der Kohlenstoff in langlebigen Produkten gebunden wird, anstatt in Form von billigem Brennholz wieder freigesetzt zu werden.

Nach der letzten Ernte nach 25 Jahren wird der Wald vollständig dem Naturschutz übergeben. Mit Ecosias Unterstützung könnte Radix dieses Modell von 2.000 auf 50.000 Hektar ausweiten und somit eindrucksvoll zeigen, dass verantwortungsvolle Forstwirtschaft degradiertes Land in gesunde Wälder verwandeln, dabei die Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort unterstützen und die Holzindustrie transformieren kann.

Über die Grenzen des Amazonas hinaus: den Atlantischen Regenwald regenerieren

Neben unserem Einsatz im Amazonas fördern wir auch Projekte im Atlantischen Regenwald, wo nur mehr unter 12 % des ursprünglichen Walds bestehen bleiben.

Zusammen mit CEPAN verwenden wir die „Muvuca-Methode“, bei der heimische Samen mit landwirtschaftlich genutzten Arten vermischt werden. Letztere dienen als lebende Düngerpflanzen. Diese schnell wachsenden Pflanzen verbessern die Qualität des Bodens und schaffen das Mikroklima, das die heimischen Arten brauchen, um zu keimen. Nach 18 Monaten haben sich die heimischen Pflanzen etabliert und die landwirtschaftlichen Düngerpflanzen gehen zurück. Auch diese Methode schafft durch die Samensammlung Einkommensmöglichkeiten für die lokale Bevölkerung.

Die Organisation IPÊ schafft grüne Korridore, die isolierte Waldflächen miteinander verbinden und es der Tierwelt ermöglichen, sich auf der Suche nach Nahrung, Unterschlupfmöglichkeiten und Gefährten sicher von einer Insel zur nächsten zu bewegen. Das ist für das Überleben von Arten in fragmentierten Landschaften entscheidend.

Und unser Partner Instituto Terra de Preservação Ambiental (ITPA) pflanzt nicht nur Bäume, sondern wehrt sich durch aktive Bekämpfung, Überwachung und Bewusstseinsbildung auch gegen Brände, die mindestens 25 Millionen Bäume bedrohen. Deine Suchanfragen haben dem Team geholfen, sich auszustatten – mit Fahrzeugen, Pumpen und Schutzausrüstung sowie Beschilderungen für frisch bepflanzte Flächen, die vor illegalen Bränden warnen und auf eine Hotline hinweisen, über die Menschen auffällige Beobachtungen melden können.

Agroforstmethoden für Landwirt*innen ohne Land

Im südöstlichen Minas Gerais befassen wir uns nicht nur mit der Wiederherstellung der Umwelt, sondern auch des sozialen Gleichgewichts. Mit Grupo Gaia, dem ersten Purpose-Unternehmen Brasiliens, helfen wir Familien der Bewegung Landwirt*innen ohne Land (MST). Das sind Familien, die ihr Land an mächtige Interessengruppen verloren haben oder seit Generationen keinen Zugang zu Land haben – und das trotz der enormen Menge an unbenutzten, degradierten Flächen, die es hier gibt.

Im Rahmen des Projekts werden mithilfe von sukzessiver Agroforstwirtschaft rund 250.000 Bäume gepflanzt. Kaffeepflanzen, die Hauptsorte, stehen mit von lokalen Genossenschaften ausgewählten Obstsorten in Mischkultur. Auch dieses Projekt verwandelt degradiertes Land in eine produktive Agrarökologie. Außerdem ermöglicht es Familien, zu Landbesitzer*innen zu werden, Nahrung anzubauen, und ihre Zukunftschancen zu verbessern.

Zu guter Letzt setzt unser Partner Meli Bees in São João do Araguaia im Bundesstaat Pará gemeinsam mit familiären Landwirtschaftsbetrieben auf 25 Hektar Agroforstsysteme um. Der Fokus liegt dabei auf Methoden der regenerativen Landwirtschaft, die den Boden verbessern, das Einkommen erhöhen und die Lebensmittelsicherheit verbessern sollen.

Warum Brasilien?

Brasilien verfügt über eine außergewöhnliche Artenvielfalt und speichert riesige Mengen an Kohlenstoff. Was mit den Wäldern in diesem Land passiert hat Auswirkungen auf die globale Stabilität unseres klimatischen Systems, auf unser Wetter und auf unzählige Lebewesen – unter anderem auch auf uns.

Doch bei diesen Projekten geht es nicht nur um die Umwelt. Es geht auch darum, lokale Gemeinschaften, die sich für ihr Land, ihre Lebensgrundlage und ihre Zukunft einsetzen, zu unterstützen. Und zu zeigen, dass bestehende Wälder mehr Wert sind als das Holz, aus dem sie bestehen. Nicht nur aus Sicht der Umwelt, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. Die Projekte zeigen, dass wir durch den Erhalt und die Wiederherstellung von Wäldern Arbeitsplätze schaffen, die Rechte indigener Völker unterstützen, kaputte Landsysteme reformieren und gegen den Klimakollaps ankämpfen können. 

Also suche weiter fleißig mit Ecosia – in dem Wissen, dass du dabei diese Gemeinschaften und die Wälder, für deren Schutz sie sich einsetzen, unterstützt.

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