Der Black Friday läutet den Beginn des Weihnachtsgeschäfts ein, der dann in Millionen von Geschenken gipfelt, die niemand haben will und die früher oder später auf dem Müll landen. Jenen, die sich bemühen, umweltbewusst zu leben, ist klar, dass der Konsumrausch unseren Planeten zumüllt. Aber wie lässt sich der von uns selbst produzierte Müll in der Weihnachtszeit und darüber hinaus minimieren?
Erstens sollten wir bewusst kaufen. Nehmen wir ein einfaches Baumwoll-T-Shirt. Für die Herstellung werden 2000 Liter Wasser verbraucht und dazu noch giftige Pestizide eingesetzt, ganz zu schweigen davon, dass die Baumwolle in intensiver Massenkultur angebaut wird. Nach der Ernte wird die Baumwolle zu Stoff verarbeitet und mit chemischen Färbe- und Bleichmitteln behandelt, die die Gewässer vergiften. Anschließend wird der Stoff von Frauen, die für einen Hungerlohn unter unwürdigen Bedingungen schuften, zu einem T-Shirt zusammengenäht.
Bis zu seinem Kauf hat das Shirt dann auch noch insgesamt 32.000 Kilometer zurückgelegt, um nach durchschnittlich einem Jahr und siebenmaligem Tragen entsorgt zu werden. Dort liegt es dann mindestens 200 Jahre, bis es verrottet ist, und verströmt während des gesamten Zerfallprozesses Methan. Die Textilindustrie verursacht 8 % der weltweiten Treibhausgasemissionen – das entspricht in etwa den Emissionen der gesamten EU. Es liegt auf der Hand, dass sich hier etwas ändern muss.
Wir müssen auf eine Kreislaufwirtschaft mit abfallfreien Produktions- und Verarbeitungsprozessen umstellen. In einem geschlossenen Kreislauf werden alle im Umlauf befindlichen Waren repariert, wiederverwendet, recycelt oder umgearbeitet, ohne zusätzliche Ressourcen zu verbrauchen. Wer gebrauchte Kleidung bei Secondhand-Shops, Wohlfahrtsläden, ebay oder Tauschbörsen bezieht, nimmt bereits an der Kreislaufwirtschaft teil.
Gar nichts zu kaufen ist die beste Option für den Planeten, aber die zweitbeste Lösung, das sogenannte „Thrifting“, ist auf dem Vormarsch. Schätzungen zufolge wird die Secondhand-Industrie sich im Laufe der kommenden fünf Jahre verdoppeln, da immer mehr von uns Wegwerfmode ablehnen. Wiederverkaufsplattformen wie Depop sind dabei ebenso erfolgreich wie Leihfirmen für Luxusgüter à la Rent The Runway. Aber kann die Kreislaufwirtschaft sich weiterentwickeln und die Nachfrage nach neuen Artikeln bedienen?
Manche Marken versuchen, die Nachhaltigkeit voranzutreiben, indem sie Kleidung aus recycelten Materialien herstellen: Ecoalf fertigt beispielsweise Sneaker aus Ozeanplastik, und Nudie Jeans arbeitet alte Jeans auf. Patagonia versucht, die Verbraucher von der Maxime „Weniger ist mehr“ zu überzeugen, und bietet eine Kollektion aus gebrauchten Kleidungsstücken an. Diese Produkte brauchen weder Baumwollplantagen noch Pestizide oder Kunststoff aus Erdöl – wenngleich auch Refabrikation ein arbeitsintensiver Prozess sein kann.
Um gänzlich abfallfrei produzieren zu können, muss die Industrie noch viel effizienter werden. Die T-Shirts von Ecosia werden von Teemill hergestellt, einer Druckerei, die die Kreislaufwirtschaft unterstützt, indem sie darum bittet, alte T-Shirts einzuschicken, damit sie zu neuen Produkten verarbeitet werden können. Die Kunden können mit dem Handy ein Etikett scannen und so eine kostenlose Versandmarke generieren, wenn ein Produkt abgetragen ist. Das Unternehmen bemüht sich zudem um maximale Effizienz, indem es seine Produkte nur auf Bestellung bedruckt, sodass kein Überschuss entsteht.
Sich der Kreislaufwirtschaft anzuschließen, heißt, die Logik unserer Wegwerfkultur infrage zu stellen. Die Modeindustrie setzt auf immer neue Ware und will uns einreden, dass ein Kleidungsstück mit zunehmendem Alter immer mehr an Wert verliert. Es ist höchste Zeit, umzudenken. Wenn wir Kleidungsstücke über eine lange Zeit tragen, verbinden wir sie mit Erinnerungen, die ihnen einen ideellen Wert verleihen. Wenn man etwas kauft, übernimmt man auch die Verantwortung dafür, wo es irgendwann einmal enden wird. Refabrikation sorgt dafür, dass wir auf unserem endlichen Planeten mit gutem Gewissen shoppen können.