Transparenz bedeutet für uns, dass wir offen über unsere Finanzen sprechen, regelmäßig Baum-Updates mit euch teilen und von unseren Projekten vor Ort berichten. Es bedeutet aber auch, dass wir euch informieren, wenn wir auf Schwierigkeiten stoßen.
Bei einem kürzlichen Projektbesuch in Madagaskar fanden wir weniger Bäume als erwartet vor. Wir möchten euch in diesem Artikel erklären, was unserer Meinung nach passiert ist, was wir daraus gelernt haben und was wir jetzt tun werden.
Bäume pflanzen in Madagaskar
Seit 2016 sind wir in Madagaskar — einem der am akutesten bedrohten Biodiversitäts-Hotspots — aktiv und pflanzen Bäume. Gemeinsam mit einem unserer Partner*innen, Eden Reforestation Projects, haben wir entlang der Nordwestküste der Insel Mangrovenbäume angesetzt. Mangroven speichern besonders große Mengen an CO2 und sind für die Tier- und Pflanzenwelt des Meeres unerlässlich. Etwas weiter im Landesinneren haben wir den Anbau von Laubbäumen finanziert, um dringend benötigten Lebensraum für die einzigartigen Wildtiere Madagaskars zu schaffen.
Wir betreiben das Monitoring der Baumpflanzungen aus der Ferne, indem wir die Pflanzstandorte, Geotag-Fotos und Satellitenbilder analysieren und indem wir die Inventuren der Baumschule mit der Anzahl der gepflanzten Bäume vergleichen. Zusätzlich dazu besuchen wir für gewöhnlich auch unsere Pflanzgebiete, um mit unseren Partner*innen zu sprechen, die lokalen Gemeinschaften kennenzulernen und die Bäume selber zu zählen.
Letzteres tun wir, indem wir die Baumdichte unserer Standorte (unter Ausschluss der alten Bäume, die bereits vor unserer Pflanzaktion vorhanden waren) messen, wodurch wir genau schätzen können, wie viele unserer Bäume noch wachsen. Diese Information wird an unseren globalen Baumzähler übermittelt, der nur über die Anzahl der Bäume aller Projekte Auskunft gibt, die unseres Ermessens nach mehr als drei Jahre lang überleben werden.
Aufgrund der Coronakrise konnten wir erst deutlich später als ursprünglich geplant nach Madagaskar reisen. In diesem Frühling, nach der Regenzeit, konnten wir die Pflanzareale mit der Unterstützung des Teams von Eden Reforestation Projects nach der angeordneten Quarantäne in einem Hotel endlich besichtigen.
Was wir vorfanden
Bei unserem Besuch des Nordwesten Madagaskars fanden wir weniger Bäume vor als wir erwartet hatten – sowohl am Standort der Mangroven als auch der Laubbäume. Hierfür gibt es mehrere Gründe.
Im Dezember 2019 wurden zahlreiche Mangrovenstandorte vom Wirbelsturm Belna zerstört. Einige der Bäume scheinen sich zu erholen, aber es ist noch zu früh, um abzuschätzen, wie viele Bäume in der Lage sein werden, sich auf natürlichem Wege zu regenerieren. Auch wenn andere Mangrovenwälder in einem besseren Zustand sind, fanden wir dennoch 65 % weniger Bäume als erwartet vor.
Während der Süden Madagaskars von besonders verheerenden Dürren heimgesucht wurde, litten auch die im Nordosten gepflanzten Laubbaumsetzlinge unter der Hitze und Trockenheit. Darüber hinaus wurden diese Projekte mehrmals von Bränden zerstört, die von lokalen Viehzüchtern gelegt wurden, und die Pandemie erschwerte die Löschversuche unseres Partners. Wir gehen außerdem davon aus, dass die meisten Bäume, die mit einer experimentellen Samenkugeltechnik gepflanzt wurden, unter den trockenen Bedingungen nicht keimten.
Was wir jetzt tun
Wir schätzen, dass insgesamt 21,6 Millionen Bäume durch höhere Gewalt verloren gegangen sind. Wir machen keinen unserer Partner*innen für Naturkatastrophen oder andere unvorhersehbare Ereignisse verantwortlich. Das bedeutet, dass die durch Brände und den Wirbelsturm Belna zerstörten Bäume nicht ersetzt werden und somit nicht zu unserem Baumzähler beitragen werden.
Eden Reforestation Projects hat sich bereit erklärt, alle anderen Bäume mithilfe einer geeigneten Vorgehensweise zu kompensieren. Dazu werden sie Mangrovenbäume an anderen Standorten und Bäume im Rahmen eines Projekts mit einer sehr guten Erfolgsbilanz pflanzen. Sie werden für uns keine Laubbäume mehr auf Madagaskar pflanzen und alle neu gepflanzten Bäume werden sorgfältig überwacht werden.
Wir möchten betonen, dass wir weiterhin auf die Zusammenarbeit mit TBSE und Centre Valbio auf Madagaskar setzen. Beide Partner pflanzen Bäume in Gegenden, die für endemische Wildtiere eine entscheidende Rolle spielen, und arbeiten mit Wissenschaftler*innen zusammen, um die lokale Biodiversität zu überwachen und zu untersuchen.
Unser globaler Baumzähler
Bäume dort zu pflanzen, wo sie am meisten benötigt werden, bedeutet, in Gegenden zu arbeiten, wo sich das Klima bereits verändert und die Wälder enormem Druck ausgesetzt sind. Wir erwarten nicht, dass jeder gepflanzte Baum überlebt, und unser Baumzähler berücksichtigt dies auch.
So verfügt unser Baumzähler über einen Puffer von zwanzig Prozent, um unerwartete Verluste abzudecken. Unsere aktuellen Daten über die Überlebensraten zeigen, dass in Burkina Faso und Uganda ungefähr zehn Millionen Bäume mehr als erwartet wachsen. Deshalb werdet ihr keine kurzfristige Veränderung in unserem globalen Baumzähler sehen.
Bedeutung der Baumüberwachung
Unser Besuch in Madagaskar hat die Bedeutung der sorgfältigen Überwachung noch einmal unterstrichen. Wir werden für uns und unsere Partner*innen auch weiterhin hohe Maßstäbe für die Baumpflanzung setzen und endemische Baumarten pflanzen, die die Biodiversität vor Ort fördern und kontinuierlich überwacht werden. Unser Ziel besteht darin, dass wir (oder unser externer Auditor*innen) unsere Projekte innerhalb ihres ersten Jahres vor Ort besichtigen, es sei denn, außergewöhnliche Umstände wie eine globale Pandemie hindern uns daran.
Anfang des Jahres sind wir zu zwanzigjährigen Baumpflanzverträgen übergegangen, um zu gewährleisten, dass wir Bäume über zwei Jahrzehnte lang überwachen können und ihr langfristiges Überleben Teil des Projektentwurfs wird. Zudem verbessern wir kontinuierlich unser Monitoring aus der Ferne und werden die Nachweise für die Pflanzung, die wir von unseren Partner*innen einfordern, in Zukunft noch sorgfältiger prüfen.
Durch diese Standards können wir prüfen, ob unsere Projekte planmäßig verlaufen, und haben unseren Planeten bereits zu einem besseren Ort gemacht – einem Ort mit weniger CO2, mehr Wildtieren und aufstrebenden Gemeinschaften.