Das weltgrößte Feuchtgebiet brennt: Wie können wir das Pantanal retten?

Antonia Tree Planting Officer
WRITTEN BY

Antonia Burchard-Levine

Antonia ist Account Managerin des Baumpflanz-Teams von Ecosia und füllt die Lücke zwischen den technischen Aspekten einer Aufforstung und die Ecosia Community.

Zu den niederschmetternden neuen Fakten des Klimawandels gehört auch, dass es zunehmend schwieriger wird, mit den immer zahlreicheren Bränden Schritt zu halten. Während das Amazonasgebiet uns allen ein Begriff ist, handelt es sich beim Pantanal um eine kleinere und weniger bekannte Region an der Grenze zwischen Brasilien und Bolivien, die jedoch bezogen auf die Artenvielfalt von allergrößter Bedeutung ist.

Und dieses weltgrößte Feuchtgebiet mit seinem unschätzbar wertvollen Ökosystem ist jetzt akut gefährdet. Brände hat es im Pantanal schon öfter gegeben, aber diesmal ist es anders: Seit Juni sind dort mehr Brände aufgetreten als in den letzten zwanzig Jahren über einen Zeitraum von sechs Monaten. Unsere Partner und Kontakte vor Ort berichten, dass die Situation sich in den vergangenen Wochen dramatisch zugespitzt hat. Vom 1. Januar bis zum 20. August dieses Jahres hat das National Institute for Space Research (INPE) 8058 Feuer im Pantanal registriert, 205 % mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.

Schätzungsweise etwa 1,2 Million Hektar Land im Pantanal wurden zerstört, was 16 % seiner Gesamtfläche entspricht. Aber nicht nur die Vegetation fiel den Flammen zum Opfer, sondern auch unzählige Tiere, darunter viele seltene und bedrohte Arten.

Das fragile Biom steht unter großem Druck, und dafür gibt es gleich mehrere Ursachen. Immer intensivere Landwirtschaft und Viehzucht, denkbar ungünstige klimatische Bedingungen und eine Regierung, die Profit über Umweltschutz stellt, sind für die bedrohliche Situation verantwortlich.

Was macht das Pantanal so einzigartig?

Das Pantanal gehört zum Welterbe der UNESCO und ist das größte natürliche Feuchtgebiet der Erde. Es zählt zudem zu den wichtigsten Biomen weltweit und ist Lebensraum von 1.000 Tierarten, darunter 36 vom Aussterben bedrohte Spezies, sowie zahlreiche Baum- und Wasserpflanzenarten. Unter anderem ist dort auch die größte Jaguar-Population der Welt beheimatet. Das Pantanal ist ebenso die Heimat von etwa eine Million Ureinwohner. Aber 95 % des Gebietes befinden sich in Privatbesitz und sind aufgeteilt unter traditionellen Grundbesitzern, Kleinbauern und riesigen Viehzuchtbetrieben.

Die Ursachen für die Brände

Während einzelne Feuer von Menschen gelegt werden, sind verheerende Brände dieses Ausmaßes auf mehrere Faktoren zurückzuführen, wobei Klimawandel, landwirtschaftliche Praktiken und Politik die Situation zusätzlich anheizen.

Der Großteil des Pantanals gehört Viehzüchtern, die häufig mithilfe von Feuerrodungen zusätzliche Nutz- und Weideflächen gewinnen wollen, eine Vorgehensweise, die unter bestimmten Voraussetzungen in der Regenzeit erlaubt ist. Da die Regierung jedoch wenig unternimmt, um illegale Brandrodungen zu unterbinden, sind solche Feuer längst keine Ausnahme mehr.

Während offiziell Brandrodungen für 120 Tage untersagt wurden, hat Bolsonaros Regierung die finanziellen Mittel für den Umweltschutz gekürzt und diesen somit faktisch ausgehebelt, sodass unsere Partner in mehreren Regionen Brasiliens, vom Pantanal bis zur Mata Atlântica, mit den Konsequenzen zu kämpfen haben.

Den örtlichen Brandbekämpfern zufolge, die wir gemeinsam mit ITPA in der Mata Atlântica unterstützen, reichen die Maßnahmen zur Bekämpfung illegaler Brandrodungen bei weitem nicht aus:

„Die Feuer entstehen durch Haushaltsfeuer oder Brandrodungen, die dazu dienen sollen, neues Weideland für die Rinder zu gewinnen. Diese Brände haben nicht nur die harte Arbeit unserer Baumpflanz-Partner vernichtet, sondern haben noch viel weitreichendere Konsequenzen, da sie die Böden unfruchtbar machen und zudem Wildtierpopulationen gefährden wie Vögel, Kobras und kleine Säugetiere.“
„Unter der Regierung Bolsonaros wurden diese umweltschädlichen Praktiken bis zu einem gewissen Grad legalisiert und haben sich demgemäß weiterverbreitet, zumal gleichzeitig die Bestrebungen, solche Feuer zu Unterbinden oder einzudämmen, zurückgefahren wurden.“
Feuerwehrleute im Pantanal. Foto von Archive Ecoa 2020.

Das alles führt zu einem besorgniserregenden Rückschlag bei den Maßnahmen gegen den Klimawandel. Im vergangenen Jahr waren die Niederschläge so gering, dass der Paraguay River, der durch das Gebiet fließt, seinen niedrigsten Pegel seit 50 Jahren erreichte, was zu einer Trockenheit führte, die eine akute Bedrohung für das Feuchtgebiet darstellte. Kommen dann noch überdurchschnittlich hohe Temperaturen und starke Winde hinzu, sind ideale Bedingungen für Brände gegeben, die sich rasch und unkontrolliert ausbreiten.

Darüber hinaus sind zwei wichtige Feuchtigkeitslieferanten des Pantanal weggebrochen, was zusätzlich zu der verheerenden Dürre beigetragen hat: Der Temperaturanstieg sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit aus dem Atlantik weiter nach Norden getragen wird, und die fortschreitende Zerstörung des Amazonasgebietes bedeutet, dass weniger Bäume Feuchtigkeit generieren und die so genannten „fliegenden Flüsse“, Wolken aus Feuchtigkeit, die der Wind über das Land bläst, versiegen.

Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass es mehrere Ursachen für die Brände gibt, was die Lösung des Problems entsprechend erschwert. Tatsächlich greifen hier verschiedene Faktoren ineinander, unter anderem auch menschliches Handeln, verschärft durch klimatische Bedingungen und eine denkbar ungünstige Politik.

Die Wahrscheinlichkeit, dass es im kommenden Jahr zu weiteren Bränden kommt, ist hoch. Die Frage ist, welche Lehren wir aus der Katastrophe dieses Jahres ziehen und ob wir in der Lage sein werden, eine weitere Eskalation zu vermeiden, um Menschen, Tiere und ein fragiles Ökosystem zu schützen.

Was tut Ecosia?

  • Wir haben in Brasilien bereits über 3,5 Millionen Bäume gepflanzt und bereits für die Pflanzung weiterer 6,5 Millionen Bäume in der Mata Atlântica bezahlt.
  • Da das Pflanzen von Bäume für uns auch bedeutet, Sorge zu tragen, dass diese Bäume am Leben bleiben, haben wir in die Brandbekämpfung in Brasilien investiert, um die Wälder vor den immer zahlreicheren Waldbränden zu schützen. Ecosia hat darüber hinaus 318 712 Euro in die Brandbekämpfung investiert und so dazu beigetragen, seit Mitte 2018 geschätzte 3,5 Millionen Bäume zu retten.
  • 2020 haben wir uns vertraglich verpflichtet, in Brasilien weitere 9 510 000 Bäume zu pflanzen, davon 3 500 000 im Cerrado.
  • Dank einer Zunahme unserer Nutzer nach der verheerenden Waldbrandsaison 2019 konnten wir zusätzliche 3 Millionen Bäume für den Atlantischen Regenwald in Brasilien finanzieren, von denen 1,7 Millionen bereits gepflanzt wurden. Die übrigen Bäume werden bis Ende des Jahres gepflanzt sein, mit etwas Verspätung aufgrund des COVID-19-bedingten Lockdowns.

Was kannst du tun?

Das Baumpflanz-Team von Ecosia steht in ständigem Kontakt mit unseren Partnerorganisationen in Brasilien. Gemeinsam mit den Kontaktpersonen vor Ort helfen sie uns, die Situation besser zu verstehen und unsere zukünftige Unterstützung dem Bedarf anzupassen. In der Zwischenzeit könnt ihr alle einen Beitrag leisten, indem ihr die Öffentlichkeit für diese Problematik sensibilisiert, damit international Druck auf die brasilianische Regierung ausgeübt wird.

  • Wir müssen Druck ausüben, um eine Systemveränderung herbeizuführen, indem wir uns gegen die Unterzeichnung des EU-Mercosur Abkommens aussprechen.
  • Unterstützt lokale Organisationen: Unsere Partner in Brasilien und Kontaktpersonen im Pantanal benötigen dringend veterinärmedizinische Hilfsgüter und Ausrüstungen sowie Unterkünfte und Vorräte für die ehrenamtlichen Helfer. Ihr könnt direkt an folgende Organisationen spenden:
  • IHP Pantanal und seine Brigada do Pantanal -Initiative oder an Ecoa - Ecologia e Ação
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