Die meisten von uns sind an der Zerstörung des Planeten beteiligt. Trotz wiederverwendbarer Kaffeebecher und Recyclingtonnen produzieren wir jeden Tag CO2 und verstärken dadurch den Klimawandel. Und wir überschreiten dabei regelmäßig unser Budget.
Um den durchschnittlichen Temperaturanstieg auf 2° C zu begrenzen, dürfen wir bis zum Jahr 2050 nicht mehr als ca. 750 Milliarden Tonnen CO₂ ausstoßen. Unter Berücksichtigung des Bevölkerungswachstums bedeutet dies, dass jeder von uns über ein Jahresbudget von 2,3 Tonnen CO₂ verfügt. Das entspricht einem einfachen Flug von Berlin nach San Francisco.
So gesehen ergibt es Sinn, Budgetüberschreitungen zu kompensieren. Das ist möglich, indem wir andere dafür bezahlen, dass sie unseren Überhang an produziertem CO2 und damit unseren ökologischen Fußabdruck ausgleichen. Es sind insbesondere Unternehmen, die dieser Logik anhängen und Klimakompensation dazu nutzen, sich als „klimaneutral“ zu vermarkten.
Dass es dafür einen regelrechten Markt gibt, hat offensichtliche Vorteile. Verursacher von Emissionen zahlen für Emissionsgutschriften. Das wiederum schafft für andere einen Anreiz, effiziente Lösungen zu finden, mit denen CO2-Ausstoß ausgeglichen oder verhindert werden kann. Diese Leute werden also dafür bezahlt, dass sie Gutes tun.
Aber hinter dieser positiven Logik verbergen sich weniger offensichtliche Gefahren.
Warum Klimakompensation nicht immer funktioniert: Geld an falscher Stelle
Der Markt für Klimakompensation – ein freier Markt – motiviert Anbieter, ihren Gewinn zu maximieren, indem sie den billigsten Weg suchen, Treibhausgase auszugleichen (z. B. durch Verbrennen von Methan, das in Ölquellen erzeugt wird), anstatt an den besten Lösungen für unsere Zukunft zu arbeiten.
Günstig erhältliche Emissionsgutschriften geben Unternehmen (und sogar Ländern) die Gelegenheit, die Umwelt weiterhin zu schädigen: Sie bezahlen eine geringe Gebühr dafür, sich als klimaneutral bezeichnen zu können, ohne ihr Verhalten in Bezug auf die Umwelt zu ändern. Man kann also sagen, dass der Markt für Klimakompensation einen finanziellen Anreiz bietet, mit der Umweltverschmutzung fortzufahren, da es weniger kostet, Emissionsgutschriften zu erwerben, als grünere und zukunftsweisendere Strukturen aufzubauen.
Wie man Treibhausgasemissionen kompensiert, ohne alles noch schlimmer zu machen
In einer durchaus möglichen, besseren Welt würde jeder von uns weniger CO2 produzieren. Vor allem Unternehmen. In einer solchen Welt würden sie CO2-Ausgleichszahlungen nicht dazu nutzen, Ausgaben zu umgehen, die sie wirklich umweltfreundlicher machen würden, z. B. für die Erzeugung eigener erneuerbarer Energien. Sie würden Gutschriften nur für die Emissionen erwerben, die sie absolut nicht vermeiden können (z. B. zugunsten des Baus von Windkraftanlagen) – und diese so niedrig wie möglich halten. Mehr noch: Sie würden auch CO2-Emissionen der Vergangenheit ausgleichen. Das könnten sie durch das Pflanzen von Bäumen tun, was eine der einzigen Möglichkeiten ist, CO2 in großem Maßstab zu neutralisieren.
Nicht alle Arten der Kompensation sind gleichwertig. CO2-Ausgleichszahlungen sollten zusätzlich (das Projekt hätte nicht sowieso stattgefunden), zeitnah (das Projekt findet nicht in der fernen Zukunft statt und liegt auch nicht lange zurück) und langlebig (die CO2-Einsparungen werden über einen langen Zeitraum aufrechterhalten) eingesetzt werden. Sie sollten auch wirklich kompensieren (das Projekt verschiebt Emissionen nicht an einen anderen Ort).
Leider haben sich diese Standards noch nicht durchgesetzt. Einige stark emittierende Fluggesellschaften behaupten beispielsweise, klimaneutral zu sein, indem sie extrem günstige Emissionsgutschriften aus den 90er Jahren kaufen – Kredite, die für die Umwelt absolut keinen Mehrwert bringen. Grundsätzlich haben Emissionsgutschriften, die weniger als 15 Euro für eine Tonne CO2 kosten, keine positive Auswirkung. Das bedeutet wiederum nicht, dass die teuren Gutschriften besser sind. Es gibt aber glücklicherweise Zertifizierungen, wie z. B. Gold Standard oder Plan Vivo, die die Qualität von Klimakompensation bewerten – es lohnt sich, nach diesen Ausschau zu halten.
Kompensiert Ecosia? Mehr als nur klimaneutral
Von Zeit zu Zeit besuchen wir unsere Aufforstungsgebiete, um nach unseren Bäumen zu sehen. Dank einer Kombination aus Satellitentechnologie, Geotag-Fotografie und langen Telefonaten können wir diese Reisen auf ein Minimum beschränken. Wir kompensieren die Flüge, die wir absolut nicht vermeiden können, mit hochwertigen, teuren Emissionsgutschriften, die nach Gold Standard zertifiziert sind. Dies betrifft allerdings keine Emissionen, die durch Produkte verursacht werden, die unsere Nutzer nach einer Suche über Ecosia erwerben.
Wir erzeugen eigene erneuerbare Energien – und zwar eine ganze Menge. Unsere Solarparks erzeugen nicht nur genügend Energie aus erneuerbaren Ressourcen für die Verarbeitung aller Suchanfragen über Ecosia, sondern bereits doppelt so viel. Das heißt, dass mit jeder Suchanfrage über Ecosia schmutzige Energie aus dem Stromnetz getilgt wird. Dies hilft uns, den Übergang in eine vollständig erneuerbare Zukunft zu beschleunigen.
Dank eurer Suchanfragen pflanzen wir auch Millionen von Bäumen. Diese Bäume sind nicht für Emissionsgutschriften gepflanzt worden. Wir verkaufen die mehreren Tausend Tonnen CO2, die sie täglich neutralisieren, nicht. Sie werden gepflanzt, um der Umwelt – uns allen – zu helfen, und nicht, um individuelle Umweltsünden auszugleichen.
Kurz gesagt, bei Ecosia kompensieren wir die geringe Menge unvermeidbarer Emissionen durch hochwertige Emissionsgutschriften, laufen zu 200 % über erneuerbare Energie und haben überdies Hunderte Millionen Bäume gepflanzt, was uns zu einem hochgradig klimapositiven Unternehmen macht.
Wir hoffen, dass wir Menschen dazu inspirieren, mehr als nur „neutral“ leben zu wollen, wenn es um das Klima geht. Die Klimakrise ist zu weit vorangeschritten, als dass man neutral bleiben könnte. Es ist an der Zeit, sich für unseren Planeten positiv zu positionieren – egal, ob als Individuum, Unternehmen oder Nation. Indem sie die Emissionen ausgleichen, die wir nicht vermeiden konnten (oder nicht vermieden haben), können uns CO2-Ausgleichszahlungen – vorausgesetzt, sie sind qualitativ hochwertig und zertifiziert – auf unserem Weg helfen.