Beyond Profit: RECUP

LINNEA

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Linnea ist bei Ecosia mitverantwortlich für die deutschsprachige Kommunikation.

Während der Winter noch in vollem Gange ist und wir uns durch die letzten kalten Monate schlagen, bleibt vielen der Drang nach einem Heißgetränk für den Spaziergang oder den Weg zur Schule, Uni oder Arbeit ein ständiger Begleiter. Damit einher geht der gängige Einsatz von To-Go Bechern, was für unsere Umwelt wiederum ein großes Problem darstellt.

Laut der Deutschen Umwelthilfe sind es etwa 2,8 Milliarden Einwegbecher, die wir jährlich in Deutschland verbrauchen. Ein Becher wird dabei durchschnittlich nur 10 min verwendet, bevor er dann im Müll landet. Nicht allzu verwunderlich also, dass Einwegbecher und -deckel für Heißgetränke unglaubliche 40.000 Tonnen Abfall verursachen. Umgerechnet entsprechen 40.000 Tonnen Abfall dem Gewicht von mehr als 33.000 VW-Golf. Und auch für unsere Bäume bedeuten Einwegbecher nichts gutes: rund 43.000 Bäume werden jährlich für die 2,8 Milliarden Einwegbecher gefällt, da für ihre Herstellung schlappe 29.000 Tonnen Papier benötigt werden und für die Papierproduktion 64.000 Tonnen Holz verbraucht wird. Eine riesige Menge Müll und Ressourcen also, die wir für 10 Minuten Genuss in Kauf nehmen.

Genau deswegen steht der Einwegbecher für die Firma RECUP als das Symbolbild unserer Wegwerfgesellschaft. Einwegbecher zeigen uns eine Art der Ressourcen-Verschwendung, die wir eigentlich mit einfachen Mitteln vermeiden könnten. RECUP hat es sich daher zur Mission gemacht, genau gegen dieses Problem anzukämpfen. Mit ihren wiederverwendbaren To-Go-Bechern und Bowls, die bereits an über 10.000 Ausgabestellen erhältlich sind, ist RECUPs Pfandsystem für die Gastronomie das größte Deutschlands. Wir haben mit Fabian Eckert gesprochen, einem der zwei Gründer von RECUP.

Fabian, erzähl uns die Geschichte hinter RECUP. Wieso habt ihr entschieden, ein Unternehmen für Mehrwegbecher zu gründen

Begonnen hat die Geschichte hinter RECUP im Sommer 2016, als mir im Studium die vor Einwegbechern überquellenden Mülleimer extrem aufgefallen sind. Für ein paar Minuten Kaffeegenuss werden Unmengen an Ressourcen verbraucht und ein Müllberg geschaffen, der seinesgleichen sucht. Mir war klar: das muss anders gehen!

Florian, mein Mitgründer hatte zur selben Zeit den gleichen Gedanken und durch einen Zufall sind wir damit zusammengetroffen. Gemeinsam haben wir dann direkt Ende 2016 ein Pilotprojekt mit 26 Partnern in Rosenheim gestartet und da ein Pfandsystem für Kaffeebecher einfach mal getestet. Das System kam gut an und mittlerweile ist RECUP bundesweit an mehr als 10.000 Stellen vertreten und wir freuen uns, dass unser Pfandsystem stetig weiter wächst und die Müllberge nach und nach schwinden lässt.

Mitte letzten Jahres habt Ihr nach dem RECUP auch euer neuestes Produkt, die REBOWL herausgebracht. Wie überzeugt Ihr die Gastronomie, Eure Produkte zu verwenden?

Ein deutschlandweites Mehrweg-Poolsystem hat gegenüber Einzelsystemen viele Vorteile. Sie sind nachhaltiger, kund*innenfreundlicher und sie lohnen sich auch finanziell für die Gastronom*innen. Denn diese müssen keine eigenen Behälter kaufen, sondern leihen sie sich von uns aus. Gastronom*innen zahlen eine Systemgebühr und können alle verschiedenen Produkte nutzen. Außerdem werden Gastronom*innen mit unserem Pfandsystem Teil eines aufmerksamkeitsstarken Unternehmens-Netzwerks mit bereits über 10.000 Partnern.

Auch überzeugt natürlich manche die Pflicht: Ab 2023 müssen Kund*innen die Wahl haben, ob sie ihr To-go-Getränk und Take-away-Gericht im Mehrwegbehälter mitnehmen wollen. Mit RECUP/REBOWL bieten wir die Lösung, diese Umstellung schnell und einfach umzusetzen.

Inwieweit beeinflusst die Forderung nach einer Mehrwegpflicht für die Gastronomie ab 2023 Eure Arbeit? Findet Ihr jetzt leichter Partner?

Die Gesetzgebung schafft für uns natürlich eine weitere wichtige Grundlage, um auf Gastronom*innen zuzugehen. Viele wollen jetzt schon aktiv werden, daher ist die Nachfrage durchaus groß. Andererseits befindet sich die Branche in einer sehr schwierigen Lage. Für uns ist nun wichtig, diese Diskussionsgrundlage zu nutzen und aktiv zu zeigen, dass Mehrweg sich sich nur positiv auf das Müllaufkommen auswirken kann, sondern auch in sehr vielen Fällen für den Gastronomiebetrieb günstiger ist als Einwegverpackungen.

Hier ist es nun Aufgabe weiter Aufklärung zu leisten und zwar von allen Seiten: Wir, als Anbieter einer Alternative zu dem Problem Einweg, dann der Gastronom, der seine Kundschaft zum Teil auch darauf aufmerksam machen muss und natürlich auch die Politik. Wir sehen aber, dass Instanzen wie die Deutsche Umwelthilfe, viele Städte oder auch das Bundesumweltministerium das Thema voll auf dem Schirm haben und wir dazu toll zusammenarbeiten.

Habt Ihr einen Wandel beobachten können, dass mehr Menschen umweltfreundliche Mehrwegbehälter wünschen - und dies auch von ihren Lieblingscafés und Restaurants erwarten?

Ja, definitiv. Mehrwegbehälter werden mehr und mehr gefordert. Gerade die aktuelle Krise führt sinnbildlich vor Augen, dass wir ein großes Müllproblem haben und nachhaltige Ideen wichtiger denn je sind.

Die Gastronom*innen sind derzeit mehr als je zuvor auf Ihr Take-away Geschäft angewiesen und spiegeln uns, dass die Kund*innen gezielt nach einer nachhaltigen Alternative zu Styropor, Plastik etc. verlangen.

Dass ein Bewusstsein bereits in der breiten Gesellschaft angekommen ist, sieht man auch an großflächigen Einführungen des RECUP-Systems wie z.B. bei Aral und anderen großen Ketten.

Wie definiert ihr Nachhaltigkeit bei Euch im Unternehmen?

RECUP hat es sich zur Aufgabe gemacht dazu beizutragen, die Gegenwart so zu gestalten, dass eine lebenswerte Zukunft für uns und künftige Generationen möglich ist.

Und wir sind überzeugt davon, dass das Denken in Kreisläufen das Prinzip der Zukunft ist und die Grundlage nachhaltigen Handelns. Ein Kreislauf ist auch der Grundgedanke unseres Pfandsystems.

Außerdem wird der Aspekt von Nachhaltigkeit im Sinne von “langfristig gedacht” bei uns im Unternehmen auf allen Ebenen gelebt, beispielsweise auch bei Beziehungen.

Nachhaltige partnerschaftliche und vertrauensbasierte Beziehungen zu unseren Partner:innen, Zulieferern und natürlich zum gesamten Team. Dem allen legen wir unsere Unternehmenswerte zu Grunde.

Könnt Ihr uns einen kurzen Einblick in Euer Botschafter*innen-Programm geben?

Ziel unseres Botschafter*innen-Programms ist es, unsere starke Community zu aktivieren und aus ihnen RECUP-Botschafter*innen zu machen, die die Nachricht "Pfand statt Müll" in die Welt hinaustragen wollen.

Wir bekommen häufig Nachrichten von Konsument*innen, die sich über die vielen Einwegverpackungen und den Müll in ihren Städten und Gemeinden ärgern, oder, die sich RECUP und REBOWL noch in ihrem Lieblingscafé oder -restaurant wünschen. In diesem Programm haben sie die Möglichkeit die #REvolution mit uns auf die Straße zu bringen. Wir statten die Botschafter*innen kostenlos mit Informationen und Materialien aus, die sie einfach im Café oder Restaurant abgeben können, stellen ihnen eine persönliche*n Ansprechpartner*in zur Seite und versorgen sie regelmäßig mit Updates. Als Botschafter*in kann also jede*r ganz einfach einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz in der eigenen Stadt oder Gemeinde leisten! Mehr Infos gibt's hier.

Was sind denn Eure weiteren Pläne für die Zukunft? Was wäre Euer Traum, wie es mit RECUP weitergeht?

Unser Plan ist es aus RECUP eine langfristige Unternehmung zu machen. Weiterhin mit dem ganz klaren Fokus auf das Thema Müllvermeidung. Unser Ziel ist, dass die Profite des Unternehmens wieder reinvestiert werden, um so den Impact von RECUP noch weiter zu vergrößern.

Darunter sind dann weitere Pläne, wie ggf. neue Mehrweg-Produkte aufgehängt. Und natürlich möchten wir auch die nächsten Jahre auf alle Fälle Top-Arbeitgeber bleiben!

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